Diversity in Leadership & Tech

Aktuelles

Sarah Steiner,

CEO & Co-Founder Tadah

Frauen reduzieren ihr Pensum, Männer bleiben mehrheitlich in Vollzeit arbeitstätig – dieses Modell ist eigentlich längst überholt, dennoch ist es die Realität vieler Elternpaare. Doch gute Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit können im Wettbewerb um Talente den massgebenden Unterschied ausmachen.

133 Tage – so lange durfte ich 2014 mit unserer Tochter Malou verbringen, bevor es für mich hiess zurück zur Arbeit. Eine Zeit voller erster Momente und prägender Erlebnisse, aber auch eine Zeit, die mich schnell auf den Boden der Tatsachen holte. Vereinbarkeit von Kind und Karriere? Es gibt Einfacheres. Die selbe Erkenntnis musste auch mein Partner machen. Nur blieb ihm dafür gerade mal ein Tag. Kein sanftes Ankommen in der neuen Rolle, kein gemeinsamer Rhythmus – nur der abrupte Übergang vom Vaterwerden zum Vollzeitjob. Courant Normal in der Schweiz – wenn auch heute mit zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.

Warum Unternehmen aktiv werden müssen

Gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen stellen neue Anforderungen an Arbeitsmodelle. Doch die Realität vieler Eltern in der Schweiz hinkt hinter den Erfordernissen und Möglichkeiten nach. Die Schweiz steuert auf einen massiven Arbeitskräftemangel zu: In den nächsten zehn Jahren könnten gemäss Studien bis zu 460’000 Vollzeitstellen unbesetzt bleiben. Unternehmen, die Vereinbarkeit ernst nehmen, sind klar im Vorteil. Denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 90 Prozent der jüngeren Erwerbstätigen betrachten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als zentrales Kriterium bei der Arbeitgeberwahl. 78 Prozent wären bereit, für eine bessere Work-Life-Balance den Job zu wechseln. Wer Talente halten und gewinnen will, muss moderne Arbeitsmodelle anbieten.

Flexibilität, Vorbilder und innovative Konzepte als Schlüssel

Nachhaltige Veränderung braucht konkrete Massnahmen:

  • Flexible Arbeitsmodelle: Teilzeit, Jobsharing und Homeoffice dürfen keine Ausnahmen sein, sondern müssen selbstverständlich werden.

  • Führungskräfte als Vorbilder: Es braucht Frauen in leitenden Positionen und Männer, die bewusst Teilzeit arbeiten.

  • Kultur des Vertrauens: Vereinbarkeit darf nicht als individuelle Herausforderung, sondern muss als strategisches Unternehmensziel verstanden werden.

  • Innovative Pilotprojekte: Reden allein reicht nicht – es braucht mutige Initiativen. Wie zum Beispiel die WorkLife+-Wochen, die Eltern während der Schulferien unterstützen und Unternehmen neue Wege aufzeigen.

Zukunft gestalten statt reagieren

Vereinbarkeit ist kein Nice-to-have, sondern ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Unternehmen, die den Wandel aktiv gestalten, werden langfristig profitieren – sowohl bei der Mitarbeitendenbindung als auch bei der Fachkräftesicherung. Es liegt an der Wirtschaft, Strukturen zu schaffen, in denen die nächsten Generationen nicht mehr zwischen Karriere und Familie wählen müssen, sondern beides selbstverständlich vereinen können.

Sarah Steiner ist CEO und Co-Founderin von Tadah, einer Plattform für die Vereinbarkeit und einem Coworking Space mit Kinderbetreuung.

Diversity in Leadership and Tech: Spacerbild